Fernsehen: weniger, billiger, effektiver — kleine Anleitung

Hier erfährst du, wie du bei deinem Fernsehkonsum entweder leicht verzichten kannst, oder zumindest weniger Stress zu verursachen sowie weniger Zeit zu benötigen. Wenn du minimalistisch und frugal leben möchtest, schaffst du es bestimmt sogar, dich von deinem TV-Gerät zu trennen. Die folgenden Tipps und Tricks zum Thema weniger Fernsehen sind unterhaltsam und frech geschrieben. Viel Spaß!

Inhalt des Beitrages:

schwarzer Bildschirm oder Ablenkung reduzieren!

Da wir dieser Tage durch Leistungsdruck und Erwartungshaltungen auf Optimum getrimmt werden, muss an dieser Stelle gesagt werden, dass Nichtstun nicht verwerflich ist. Die Seele muss auch mal baumeln, sonst kommt der Geist ins taumeln.

Wir wollen die Anspannung regelmäßig auf Schlumpfgröße schrumpfen. Entspannen, Nichtstun, woran denkt man da? Füße hoch, Glotze an, oder? Und nun kommt das berühmte Wort: Aber! Entspannung ist ungleich Ablenkung.

Sie sind Zeitfresser, die an deinen Nerven sägen und deine Aufmerksamkeit einsaugen. Damit dein Leben nicht noch stressiger wird, kümmern wir uns jetzt über wahre Parasiten: Fernseher und all ihre Artverwandten!

Die Ergüsse des linearen Fernsehprogramms, die seichten Sendungen und saudummen Shows, bringen oft keinerlei Erholung, obwohl man viel Zeit in sie investiert. Wir werden positiv in die Zukunft blicken, weil wir ab sofort schwarz sehen.

Steht bei dir auch einer der schwarzen Kästen? Zahlst du für den Kabelempfang und ärgerst dich trotzdem über die ständigen Werbeunterbrechungen? Stöhnst du oft auf, weil du durchgeschaltet hast, aber einfach nichts kommt? Das freut mich! Nicht, dass ich mich an deinem Leid ergötze, doch das sind gute Vorzeichen. Vielleicht kann ich dich ja dazu bringen, die Glotzbox, den Flimmerkasten, den Fernsehapparat rauszuwerfen.

Man muss es ihnen lassen. Sie sehen für ihr Alter wirklich top aus. Sie haben abgenommen, sind jetzt schlank und flach. Dennoch sind die Fernseher ein Feind des Minimalisten.

  • Er kostet bei der Anschaffung einen stattlichen Betrag.
  • Er frisst Strom und sorgt für hohe variable Kosten.
  • Er muss ständig abgewischt werden, weil er herumsteht und Staub sammelt.
  • Er ist ein mietfreier Untermieter, der Wohnzimmer und/oder Schlafzimmer belagert.
  • Er lädt ständig neue Gäste ein. Dreist machen sich Receiver, die Player und die Konsolen breit.
  • Er braucht Aufmerksamkeit.

Zeitdieb.

Die Anschaffungskosten hat man schon geschluckt, Stromkosten sollte man bekanntlich immer klein halten, daher wollen wir uns jetzt intensiver mit dem Zeitfaktor beschäftigen.

Es ist überraschend, wie viel Zeit man tatsächlich mit seinem Fernseher verbringt. Ich habe die Umfrage der folgenden Zahlen zwar nicht durchgeführt, die Fragestellungen kenne ich ehrlich gesagt auch nicht. Die Angaben stammen allerdings vom statistischen Bundesamt, daher könnten sie sogar richtig sein. Wobei die Genauigkeit nicht allzu wichtig ist, ich will dich einfach nur durch die Zahlen schocken und dadurch antreiben, den Fernseher rauszuwerfen.

Angeblich verbringt unsereins durchschnittlich 224 Minuten vor, neben und am Fernseher.

Das entspricht nach meiner Kalkulation 3,73 Stunden am Tag! Ufff. Fast vier Stunden flimmert der Kasten? Da kann man sich nicht über seine Stromrechnung beschweren. Da stößt das Rumheulen, dass man heute zu nichts gekommen ist, auf taube Ohren. 13440 Sekunden täglich, das klingt erstmal zu viel. Solche Zahlen schiebt man reflexartig weit von sich weg. Man ist sich sicher, dass die Anderen den Schnitt heben. Das müssen die faulen Langzeitarbeitslosen sein, auf die man in diesen Momenten gerne eindrischt.

Aber überschlagen wir mal. Beim Wachwerden wird das Frühstücksfernsehen eingeschaltet, damit man in die Gänge kommt. Heimkommen, erstmal kurz Füße hoch, Glotze an. Dann beim Kochen, anschließend beim Essen. Während man am Smartphone daddelt, läuft auch irgendwas. Abends ist klar, von wem man sich in den Schlaf wiegen lässt. Vom Wochenende inklusive dem faulen Sonntag fangen wir gar nicht erst an. Das könnte also doch hinkommen, oder?

Hab Erbarmen, noch mehr Ziffern! Rechnen wir die Umfrage für den Schockeffekt hoch:

  • 26,13 Stunden in der Woche
  • 113 Stunden im Monat
  • 1358 Stunden im Jahr

Diese Zahlen entsprechen 56 von 365 Tagen vor der Flimmerkiste.

Was man mit der Zeit alles anfangen könnte!

Hoffentlich siehst du den Zeiträuber auf dem kleinen Tisch nun mit anderen Augen.

Nervensäge.

Klar, diese Zahlen beinhalten wahrscheinlich auch das berühmte Hintergrundrauschen. Die durchgängigen Nebengeräusche lenken ab. Man schaut mal hin, hört mal zu, obwohl man eigentlich etwas anderes tut. Es ist deshalb nicht nur Zeit, die draufgeht. Auch Konzentration und Lebensqualität gehen flöten, wenn man regelmäßig von den viel zu lauten Werbespots angebrüllt wird.

Früher war es bei mir so mit den Hausaufgaben. Wenn ich mich aufraffen konnte, war mein Ritual Hefte raus, Fernseher an. Vom verminderten Lerneffekt will ich jetzt gar nicht reden, der wäre meinem Jugendlichen-Ich bestimmt schnurzpiepegal gewesen – allerdings in anderen Worten. Hätte mir aber mal jemand gesagt, dass ich den Mist nur unnötig in die Länge ziehe wie Kaugummi! Gut, hinterher ist man immer schlauer. Deshalb sollst du in Zukunft aus meiner Vergangenheit lernen: Egal was du tust, auch du vertrödelst mehr Zeit als notwendig, wenn du den Kasten laufen lässt. Effektiv arbeiten kann man nicht, man wurschtelt vor sich hin.

Gewinner sein.

Weiter im Programm!

Eine gute Motivation ist ein abschreckendes Beispiel. Das ist in diesem Fall der Blick auf die graue Masse. Man will ja zurecht etwas Besonderes sein. Wir sind unter uns, wir können ehrlich sein. So leben wie die meisten, nichts für uns, oder? Manchmal tut es gut, zu schauen, wohin sich die Mehrheit bewegt, um dann im Stechschritt in die entgegengesetzte Richtung zu marschieren. Wenn sich die Nation tagaus, tagein vor dem Fernseher versammelt, kannst du Chancen nutzen und Möglichkeiten erarbeiten.

Denn es ist ganz eindeutig: Wenn man Fernseher schaut, ist man faul und passiv. Man sitzt oder liegt herum, lässt sich das Denken abnehmen. Es könnte sein, dass manche vom Fernsehprogramm inspiriert werden. Dass eine Wetterfee die Muse eines Künstlers ist, habe ich jedoch noch nicht gehört.

Man sitzt auf dem Sofa oder liegt im Bett und fährt die Denkfunktion herunter. Nicht nur die Muskeln im Körper werden nicht genutzt, auch dein Gehirn fährt auf Sparflamme. Kein Wunder, dass man ein negatives Bild vom typischen Fernsehfan hat. Vorurteile kommen ja nicht von Ungefähr. Wenn du die Zeit nutzt, statt sie wie die graue Masse vor der Glotze zu verschwenden, bekommst du 224 Minuten pro Tag geschenkt. Ohne Fernseher hast du Zeit für Abenteuer! Deine Kollegen werden Augen machen, während sie einen Satz heiße Ohren bekommen. Was!?! Du hast so viel am Wochenende erledigt?

Egal wo, egal mit wem: Vorbei sind die Zeiten, an denen man peinliches Jeopardy spielen musste: Was ist eine langweilige Antwort? Fernseher geguckt, wenn man gefragt wird, was man so gemacht hat.

Lackaffen loswerden.

Wenn dir die verlorene Zeit Schnuppe ist wie ein verglühender Stern, bringt dir die Abschaffung des Fernsehers vielleicht Seelenfrieden. Labernden Lackaffen und tratschenden Tussneldas bist du höchstens noch am Wahlstand ausgeliefert. Der Blick auf normale Menschen wird frei.

Bei den ganzen Shows, Serien und Filmen werden schließlich unrealistische Ideale vorgelebt. Da sieht man Leute in ihren neusten und teuersten Outfits, die ihr voll real, gar nicht gekünsteltes echtes Leben zur Schau stellen. Während man so auf seiner durchgesessenen Couch liegt, wird man eifersüchtig, weil solch ein Lebensstil ja offensichtlich glücklich macht.

Die Leute im Fernsehen sehen nach ihren vier Schichten Schminke ja immer so gesund und zufrieden aus. Es frustriert einfach, wenn man ständig ein Leben im wahrsten Sinne des Wortes vorgespielt bekommt, in dem alle viel besser aussehen als man selbst, viel mehr besitzen als man selbst und viel aufregender sind als man selbst.

Es ist ganz klar eine Traumwelt. Und diese Blase kann man so einfach zerplatzen lassen. Es ist nur ein roter Knopfdruck.

Die beste Lösung.

Fernseher raus!

Es ist ganz einfach, man muss nur ein paar Kilo wuchten. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Man muss sich nur noch überwinden.

Früher habe ich mit dem Kopf geschüttelt, wenn jemand kein TV-Gerät hatte. Leute ohne Fernseher, was machen die bloß in ihren freien Stunden? Lesen und Brettspiele? Es ist wie bei der Frage, was Vegetarier denn überhaupt essen. So wenig, wie man sich nicht nur von Fleisch ernährt, hat man auch andere Beschäftigungen, als sich berieseln zu lassen. Nach einer kurzen Entwöhnungsphase, in der man sich abends wirklich fragt, was man jetzt tun soll, überwiegen die Vorteile.

Man bekommt Zeit geschenkt. Die Sache mit den Kabelgebühren erledigt sich. Die Nebenkosten sinken. Man wird ausgeglichener, weil die Störgeräusche ausbleiben. Es gibt kaum gute Gründe, weshalb man heutzutage einen Fernseher behalten und sich dem Stumpfsinn der Fernsehsender ausliefern sollte.

Insofern man weder Filmjunkie noch Serienfreak ist, wurde der Fernseher durch die Vermehrung der Bildschirme ohnehin obsolet. Wenn man tatsächlich mal etwas schauen möchte, hat man mindestens ein Abspielgerät und eine Alternative. Irgendeine Kombination aus Smartphone, Notebook, Tablet, Netbook und ähnlicher Technik wird sich in jedem Haushalt finden. Und wenn nicht, auch egal. Man verpasst ja doch nichts. Die paar Events, die sehenswert sind schauen sich doch sowieso besser in Gesellschaft an. So hat man einen guten Anlass, Freunde oder Familie oder Gastwirte zu besuchen.

Fernseher verlieren schnell an Wert. Wenn man noch Gewinn aus der Trennung schlagen möchte, ist die Devise: Lieber jetzt als gleich. Dein Fernseher ist vielleicht technisch noch nicht komplett überholt, aber seine Zeit zieht vorbei. Reich wird man durch einen Verkauf nicht, einen Urlaub könnte man sich davon höchstens auf Balkonien leisten. Da man sich in Zukunft viel erspart, macht man aber so oder so ein gutes Geschäft. Wenn du deinen Fernseher beispielsweise in den derzeit beliebten Kleinanzeigen anbietest, bekommst du vielleicht nicht nur eine Abwrackprämie, du kannst das olle Teil sogar abholen lassen.

Entsorgen ist ein drastischer Schritt. Auch wenn ich dir dazu rate, kann ich es nachvollziehen, falls du noch nicht so weit bist. Ich habe ein paar Kompromissvorschläge, die dir vielleicht zusagen.

Reduziere die Berieselung.

Fernseher aus spart immer Strom, Zeit und schont die Nerven. Also: Nicht mehr auf gut Glück anschalten und durchzappen. Eine gute Möglichkeit, um wenigstens effektiver fernzusehen ist, sich vom linearen Fernsehen zu trennen. Wenn du die üblichen Sender nicht mehr einschaltest, was verpasst du schon? Ein vorgegebenes Programm voll Wiederholungen ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Falsche Dokus, Amateur-Kochshows, der Verkauf von Ramsch oder Prominente aus den hinteren Reihen des Alphabets, die irgend etwas machen: Man schaut sich Sendungen an, die man eigentlich nicht sehen wollte. Schalte den Fernseher nur ein, wenn wirklich etwas Gutes kommt! Du sollst die Fernsehprogrammzeitschrift nicht zu deinem Terminkalender machen, aber wenn du schon schaust, dann soll es sehenswert sein.

Setze möglichst auf Sachen ohne Werbung. So wird man nicht ständig aus dem Moment gerissen, sondern kann wirklich abschalten. Die Spielzeit wird nicht künstlich verlängert, dadurch kann man den Fernseher auch schneller wieder vom Strom nehmen. Auf Datenträgern, online und sogar bei den zwangsfinanzierten Rundfunkanstalten finden sich entsprechende Angebote.

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Dieser Beitrag ist ein Kapitel des Buches minimalistische Balance von Anders Benson. Mehr Informationen und viele Bezugsquellen findest du >>> hier (Übersichtsseite zu minimalistische Balance: Ausgeglichenheit und Zufriedenheit durch weniger Stress, weniger Dinge, mehr Geld, mehr Zeit)