Entrümpeln leicht gemacht — Tipps und Tricks

Wenn du auf der Suche nach Tipps und Tricks für mehr Ordnung bist, wirst du dieses Seminar bestimmt lieben. Du erfährst, wie du dir das Entrümpeln leicht machen kannst. Über wenige einfache Schritte solltest du es schaffen, dir mehr Freiheit und mehr Freiraum zuhause zu verschaffen. Viel Spaß beim Lesen!

Inhalt:

Entrümpeln: einfach weniger Dinge zuhause haben

Es ist keine Kunst zu erkennen, dass du zu viele Sachen besitzt. Die Regale sind voll. Dass deine Schranktüren geschlossen sind, ist besser so. Nimm dir ein Beispiel an den Bäumen und ihren Blättern im Herbst. Es gilt auch im Kreislauf jedes Produktlebens, dass man irgendwann loslassen muss.

Der große Brocken rund um das Entrümpeln soll unser erstes Thema sein. Es handelt sich dabei nämlich um eine dankbare Aufgabe. Man sieht sofort, dass man etwas geleistet hat. Sichtbare Erfolge sind immer ein guter Grund, um weiterzumachen. Entrümpeln legt daher den Grundstein für ein minimalistisches Leben.

Dass sich im Laufe der Jahre einiges ansammeln kann, ist verständlich. Es gab verlockende Sonderangebote, unerwünschte Geschenke und reichlich Fehlkäufe. Dinge haben ausgedient, wurden nicht entsorgt, aber ersetzt.

Die Sache mit den Sachen, die nicht mehr zu dir passen, ist eigentlich eindeutig. Es ist doch so, dass es sich bei deinen ehemaligen Kostbarkeiten nur noch um Hausbesetzer handelt. Jeder hat etliche Habseligkeiten, die ihren Zenit überschritten haben.

Sie sind überall! Die kleinen Gesellen sind clever. Sie nisten sich in Ecken ein. Sie verbarrikadieren sich in Schränken. Sie verstecken sich so gut, dass du vergisst, dass sie überhaupt existieren. Die unnötigen Dinge in Haus, Wohnung, Keller, Garage und Garten sind wie Schimmel. Sie vermehren sich immer weiter! Erst im Keller, dann auf dem Speicher, schließlich in deinem Lebensraum. Wenn es ganz schlimm wird, muss man seinen Körper im Alltag um nutzlose Sachen manövrieren. Es wird wertvolle Lebenszeit verschwendet, wenn man zu viel besitzt.

Damit nicht genug. Es ist wie beim Übergewicht: Wenn man zu viel hat, fühlt man sich nicht mehr wohl. Die Wohnung wird zur Problemzone, wenn man zu viel Zeug angesammelt hat. Und Entrümpeln ist manchmal ähnlich schwer wie das Abnehmen.

Nachdem man die Kandidaten entdeckt hat, muss man sie als Raumräuber anerkennen. Gar nicht so einfach! Zwei der willkommenen Ausreden, warum man Objekte behalten könnte, sind

  • Braucht-Man-Bestimmt-Irgendwann-Mal-Wieder.
  • Ist-Noch-Was-Wert.

Für Sammler, Geizhälse, Bastler und Hamsterer sind das gute Gründe. Für Leute, deren Ziel es ist, mit weniger auszukommen, ist es Humbug. Wenn man sich erst ausdenken muss, inwiefern man eine Sache noch gebrauchen könnte, bildet man sich deren Notwendigkeit nur noch ein. Warst du ein Hypochonder des Besitzes, ist nun ein guter Zeitpunkt sich gesund zu fasten. Die Überwindung, sich von Sachen zu trennen, ist ein schwerer Schritt. Was danach kommt ist Freiheit. Wenn die Dinge weg sind, gewinnst du Freiraum für dein Leben.

erste kleine Übung fürs Entrümpeln (Geldbeutel)

Da der Anfang immer klein sein darf, würde ich dir empfehlen, bei deinem Geldbeutel anzufangen. Nicht nur als weichen Einstieg in den minimalistischen Besitz, sondern auch als Sicherheitsmaßnahme. Dein Geldbeutel ist dein ständiger Begleiter. Egal, welcher Typ Mensch du bist, ob du ein Draufgänger bist, der sich den Geldbeutel in die hintere Hosentasche steckt, oder eine feine Dame, die eine Clutch für das Portemonnaie mit sich herumschleppt: Du hast deinen Geldbeutel immer dabei. Und das birgt gewisse Risiken. Denn was man hat, kann man verlieren. Ich will jetzt garantiert nichts heraufbeschwören, aber was wäre, wenn du den Geldbeutel zücken möchtest und plötzlich ins Leere greifst!?! Du hast da dein halbes Leben dokumentiert: Ausweise, Berechtigungsscheine, Geldkarten, Mitgliedschaften, Kontakte. Was, wenn ein zwielichtiger Geselle deinen Geldbeutel in die Hände bekommt? Dieser Identitätsdiebstahl wäre eher eine geschenkte Persönlichkeit, denn leichter als durch den Leichtsinn, all das Wichtige in eine kleine Mappe zu pressen, kann man es Verbrechern kaum machen.

Eine Regel des Minimalisten lautet: Der Besitz muss sich immer dem Bedarf anpassen. Oftmals ist es ausreichend, wenn man nur seinen Personalausweis mitnimmt. Wenn man weder Geld abheben möchte noch mit ihr bezahlen will, darf die Bankkarte zuhause bleiben. Wer zu Fuß unterwegs ist, braucht den Führerschein nicht. Wer gesund ist, braucht kein Versicherungskärtchen. Wenn du um die Ecke zum Bier holen gehst, brauchst du nicht deine Stempelkarte vom Frisör. Der Ausweis fürs Fitnessstudio ist unnötiger Ballast beim Waldspaziergang. Überleg dir mal, wie viel Stress, welche Unmengen an Telefonaten und Formularen du dir ersparst, sollte nicht ein prall gefüllter Geldbeutel abhanden kommen, sondern das aufs Nötigste reduzierte Portemonnaie.

Denk daran, dass du deinen Geldbeutel fast ununterbrochen trägst. Der kann im wahrsten Sinne des Wortes ein Klotz am Bein sein, wenn Volumen und/oder Gewicht zu hoch sind. Es ist minimalistisch, wenn du nur noch die abgespeckte Version mitnimmst.

Es genügt, wenn du an dem Ort, wo du deinen Geldbeutel zuhause ablegst, ein bisschen Platz für deine Dokumente schaffst. Es dauert nur ein paar Sekunden, den Geldbeutel vor dem Verlassen des Hauses zu packen, wenn man halbwegs Ordnung hält. Je nach Tagesablauf kann man dann Dinge wie Geld, Fahrkarte oder sonstigen Papierkram mitnehmen. Sollten die Karten am jeweiligen Tag nicht benötigt werden, lagern sie zuhause viel besser.

Schnappe dir deine Geldbörse, gleich wirst du zum Mini-Minimalisten. Teile den Inhalt deiner Geldbörse auf verschiedene Stapel:

  • täglich
  • regelmäßig
  • manchmal

Und schon ist das Teil, das du ständig mitschleppen musst, leicht wie eine Feder. Gut, es ist eine Feder aus Leder, aber trotzdem leichter als vorher.

Da wir entrümpeln, muss natürlich noch das Überbleibsel unserer Aktion angesprochen werden: Müll. Telefonnummern von Fremden, Kassenzettel, Visitenkarten, Gutscheine, abgelaufene Coupons. Da hast du ganz schön gesammelt. Da wandert einiges in den gleichnamigen Eimer, oder? Und nun darfst du mit den zusammengeknüllten Kügelchen Basketball am Papierkorb spielen! Volltreffer! 3 Punkte!

Du siehst: Es macht Spaß, unnötigen Ballast loszuwerden.

Ich hoffe, dass du nun in der richtigen Stimmung bist. Jetzt musst du dich nämlich überwinden und größere Dinge vor die Tür setzen.

Sperrmüll: Die großen Brocken entrümpeln!

Es ist Zeit für die großen Brocken. Bei dieser Aktion dreht es sich um das Aussortieren von Staubfängern.

Wieso? Weil es gute Gründe gibt.

Entrümpeln ist nicht nur die offensichtlichste Lösung gegen den Warenwucher in Haus und Garten, es erleichtert das Gemüt. Versprochen! Dein Besitz spiegelt ja auch in gewissem Maße deine Verfassung wieder. Wer bei sich Ordnung schafft, räumt zugleich im Inneren auf. Ich will nicht sagen, dass du ein Chaot bist, weil du unordentlich bist. Alles behalten ist aber, wie Probleme in sich reinfressen. Das geht bis zu einem gewissen Maße, dann wird es krankhaft. So, wie man sich manchmal die Sorgen von der Seele reden muss, muss man auch wegwerfen können. Sich zu überwinden bringt nicht nur Freiräume, auch dein Gewissen wird erleichtert. Und ein leichteres Leben ist nun mal zu erstreben.

Du machst dich jetzt auf die Suche nach Sachen, die einfach nur noch weg müssen. Gesucht ist Zeug, das niemand mehr will. Der gesuchte Sperrmüll besteht aus Dingen, die sogar geschenkt noch zu teuer sind. Man müsste Leute dafür bezahlen, dass sie es annehmen.

Jeder hat Sperrmüll angesammelt. Bei diesen Dingen war man bisher einfach nur zu träge, sie zu entsorgen. Solche Kandidaten finden sich oft im Keller, auf dem Speicher oder in der Garage. Manche funktionieren nicht mehr. Einige sind vom vorletzten Umzug. Viele haben mittlerweile die Farben gewechselt. Keine Sorge, sie sind leicht zu finden, es sind keine guten Chamäleons. Meistens sind sie jetzt schimmelgrün oder aschgrau. Alter Fernseher, ausgedienter Lattenrost, wackeliges Regal, Tapeten von Anno Dazumal, Schuhkartons mit Kram, Kartons voller Schuhe, all diese Sachen kann man unter dem Sammelbegriff Sperrmüll zusammenfassen. Sie versperren dir den Weg in ein freieres Leben, also ist es Zeit für die Müllhalde. Schnapp dir Zettel und Stift, damit du erstens einen Überblick behältst und zweitens nichts vergisst?! Du wirst überrascht sein, wie viel sich schon bei der ersten Inspektion auftreiben lässt.

Ja, doch. Das muss jetzt sein. Bau einen Turm der Schande. Bastel dir deine eigene Müllhalde im Wohnzimmer, Keller oder Hof, wenn du dir keine Chance für einen Rückzieher lassen möchtest. Ansonsten heißt es bei der nächsten Gelegenheit: Raus aus deinem Verantwortungsbereich mit dem Zeug!

Wie wäre es, wenn bei der Sperrmüllaktion Volksfeststimmung herrscht? Knall dir drei Bier, drei Weinschorlen oder einen Cocktail und einen Schnaps hinter die Birne. Bei jedem Teil, dass deine Wohnung verlassen muss wie Zicken das Camp im Dschungel, grölst du ihnen hämische Gesänge hinterher. Auf Nimmerwiedersehen! Na na na na, hey hey hey. Gooodbye!

Sobald die Mülltonnen und Container in deiner näheren Umgebung vollgestopft sind wie Onkels beim Familienessen, geht es an die großen Stücke. Auch alte Möbel und ähnliche Giganten lassen sich einfach loswerden. In vielen Städten kann man Großmüll abholen lassen. Sollte das etwas kosten, ist es gut investiertes Geld. Es ist auf jeden Fall besser, als auf die städtische Sperrmüllabfuhr zu warten, weil man dadurch keine Chance mehr hat, es sich nochmal anders zu überlegen. Auch ein paar Touren auf die örtliche Mülldeponie oder ähnliche Abladestationen sind kein Staatsakt. Wenn du schweres Gerümpel hast, trommele eine Mannschaft zusammen. Wie oft hast du fleißiges Bienchen denn schon bei Umzügen geholfen?! Es ist Zeit, Schulden und die berühmten Gefallen einzufordern. Bei der Abfallentsorgung bewahrheitet sich die Devise viele Hände, schnelles Ende. Wenn alle anpacken, habt ihr es im Nu hinter euch.

Mach dir keine Sorgen wegen deiner Helfer. In deren Keller und Abstellkammern sieht es genauso aus. Da man mit fremdem Müll noch rabiater umgeht als mit eigenem, werden Familie und Freunde kurzen Prozess mit Couch, Leuchtern oder den undefinierbaren Porzellanstücken machen. Wahrscheinlich bekommen sie in der Eile gar nicht mit, was da gerade zerfetzt wird.

Glaub mir, wenn die Sachen weg sind, überkommt dich ein Kribbeln der Erleichterung. Dieser ganze Müll hat sich nämlich doch ganz unbewusst im Unterbewusstsein eingenistet.

Willst du das beste wissen? Du musst es nur einmal machen. Was weg ist, ist weg!

Man kann es nicht oft genug wiederholen, es ist ganz wichtig: Lass es nicht nur bei einem Plan bleiben, setze das Vorhaben so früh wie möglich um. Heute kannst du auf jeden Fall anfangen, Säcke zu stopfen, Tonnen zu füttern und Möbel handgerecht zu zerlegen. Das ist das Mindeste!

Der Weg zum Glück ist diesmal schweißtreibend, versuchen wir es deshalb mit einer Prise Positivität! Ein schöner Nebeneffekt vom Ausmisten: Man bewegt sich mal wieder, man ist beschäftigt, man ist auf Zack. Am Ende des Tages hast du ein tolles Workout hinter dir und ein Nichts vorzuweisen. Wer in Aktion tritt und Sperrmüll entsorgt, wird garantiert mit Glücksgefühlen belohnt.

Ausmisten: Entrümpeln als sportliche Aufgabe!

Zweites Level! Nächster Schwierigkeitsgrad!

Wenn man ohnehin gerade am Entrümpeln ist, kann man auch dafür sorgen, dass es sich lohnt. In deiner Wohnung wirst du Etliches finden, dass du rauswerfen könntest, weil das Teil dein Leben nicht besser macht. Dinge, die zwar nicht dauerhaft stören, aber nicht vermisst würden, gehören in keinen minimalistischen Haushalt.

Nimm dir ein paar Minuten und schlendere durch die Zimmer. Du wirst materiellen Überfluss entdecken, der weg kann und deshalb jetzt ausgemistet wird.

Ein paar Anregungen gefällig?!

  • Sitzgelegenheiten, die so unbequem sind, dass man lieber stehen bleibt.
  • Bilder, die man ganz bewusst übersieht.
  • Dekoration, die keine bewundernden Blicke, sondern nur Staub anzieht.
  • Geschenke, die du dir nie gewünscht hast.

Es gibt viele Gründe, warum man sich gegen den Verbleib eines Gegenstandes entscheiden kann. Nicht nur Zeiten ändern sich. Auch Dinge, die zwar noch genauso aussehen wie früher, dürfen kritisch beurteilt werden. Durch technischen Fortschritt oder Weiterentwicklung von Geschmack und Persönlichkeit, muss man sich von Sachen trennen. Das ist der Lauf der Dinge, wenn man nicht in einem Warenlager versinken will.

Hat eine Sache ihren Zenit überschritten, kann sie weg. Wenn du zögerst, etwas in die ewigen Jagdgründe zu schicken: Entscheidend ist der aktuelle Wert – sowohl der materielle als auch der immaterielle. Klar, das Teil hat mal viel gekostet. Klar, du fandest es mal toll. Aber heute ist es leider nichts mehr wert. Es ist kein guter Wein, der nicht älter, sondern besser wird. Es ist Schrott, der verschrottet werden darf. Selbst wenn du manchen Sachen ganz subjektiv gönnen würdest, dass sie für immer wertvoll bleiben, sind sie in der objektiven Betrachtung nur noch Müll. Und müssen deshalb auch so behandelt werden.

Ein weiterer Grund, ein Teil auf den Ausmisthaufen zu verbannen, ist der schwindende Nutzen. Wenn dir ein Teil einerseits sehr wenig bringt, aber sehr viel Arbeit macht, spricht viel dafür, es zu entsorgen. Stichwort Abstauben. Stichwort Pflege. Nehmen wir halbtote Blümchen. Die Dinger waren mal bunt und farbenfroh. Doch seit geraumer Zeit ist es ein tristes Dasein auf dem Fensterbrett. Mal werden sie gegossen, mal müssen sie Diät halten. Wenn du vergisst, die Rollläden hochzuziehen, sieht es tagelang ganz schwarz für sie aus. Dann kommt ein neuerlicher Rettungseinsatz. Schuldbewusst wird der teure Spezialdünger gekauft, um das Grünzeug wieder auf Halbmast aufzupäppeln. Die Pflanzen bringen ein bisschen Freude, machen etwas Arbeit, bereiten kleinere Sorgen und verursachen nennenswerte Kosten. Es entsteht daher ein minimalistisches Ungleichgewicht. Aussortieren!?

Eine andere Beschäftigungsmaßnahme sind Lampen, die zwar leuchten können, bei denen aber kein wichtiges Licht aufgeht. Du hast bestimmt auch so eine Kandidatin: Irgendwann mal gekauft, weil man solche Teile eben kauft, wenn man durch das Möbelhaus geht und sich auf die neue Wohnung freut. Nach dem Einzug zeigt sich der Fehlkauf, denn eigentlich reicht für die gewünschte Helligkeit die Birne an der Decke. So ein Teil verursacht Schwermütigkeit in einem leichten Leben, weil es mietfrei bei dir wohnt, und gereinigt und gepflegt werden will. Sie frisst immer mal wieder Strom, will viel zu häufig abgestaubt werden. Solch einseitige Beziehungen lassen sich sonst nur Teeniemädchen, die sich vor lauter Selbsthass ritzen, gefallen.

Nutzt du ein Teil höchstens sporadisch? Dann besser gar nicht!

Sachen, die nur aus Schuldbewusstsein in Benutzung sind, benötigt man nicht. Und wenn man etwas nicht benötigt, kann man es auch unnötig nennen.

Es herrscht bei den Zweifelsfällen Unsicherheit. Man stellt sich die Frage: Brauche ich es irgendwann vielleicht doch nochmal oder nicht? Im Ausland hat sich ein schöner Spruch etabliert: When in doubt, throw it out. Um mit ein wenig Hintergrundwissen zu blenden: Diese Weisheit stammt aus der Prä-Kühlschrank-Zeit. Gemeint waren Lebensmittel, bei denen man sich nicht sicher war, ob sie noch genießbar sind. Solltest du kein Ausländisch (in diesem Fall das ungewöhnliche Englisch) sprechen, übersetze ich dir die Sache so: Wenn du unsicher bist, wirf es raus. Unsere Variante ist: Wenn du dir nicht sicher bist, ob du einen Gegenstand noch brauchen könntest, entsorge ihn. Sollte das Entsorgen ein Fehler gewesen sein, sorgst du eben für Ersatz. Das kannst du dann positiv sehen: Wenn du ein Ding wirklich vermisst, kannst du endlich mal wieder etwas Nützliches kaufen!

Du hast bestimmt so einige Stücke, bei denen du sogar überlegen musst, zu welchem Zeitpunkt du sie das letzte mal benutzt hast. Wenn du beim Nachdenken bereits in die dunkelgrauen Zellen vorstoßen musst, kann es mit großer Wahrscheinlichkeit weg. Dies wird beispielsweise der Fall bei Utensilien sein, die zu deinem früheren Ich gehört haben. Interessen und Geschmäcker ändern sich nun mal. Alten Hobbys darf man eine Chance geben, vergangenen Zeiten auch nachtrauern, aber nach dem dritten Bandscheibenvorfall und dem vierten Hexenschuss sollte man sich eingestehen, dass man kein Spitzensportler mehr wird. Gib beispielsweise deiner staubigen Ausrüstung den Gnadenstoß.

Auch bei weniger offensichtlichen Staubfängern ist der Verlust verschmerzbar und fällt nicht weiter auf. Du hast mit den Dingen möglicherweise schon Jahrzehnte verbracht, aber die Trennung wird schmerzlos. Keine Sorge, du wirst den Platzfressern nicht nachweinen. Der Mensch ist nicht nur anpassungsfähig, er vergisst und er verdrängt. So eine grandiose Persönlichkeit wie du, kommt auch mit dem harten Schicksal, ohne *Gegenstand hier bitte einsetzen* leben zu müssen, zurecht.

Wenn du beim Aussortieren zum Richter wirst, bist du gleichzeitig auch Henker. Neigst du zu übertriebenem Mitleid? Dann gibt es eine gute Methode, sich vor der persönlichen Verantwortlichkeit zu drücken. Durch einen Blick auf das jeweilige Verfallsdatum kannst du die Entscheidung ganz wissenschaftlich und bürokratisch fällen. So musst du dein Gewissen nicht belasten.

Vielleicht hast du schon mal von 12 Monaten als Grenze gehört. Etwas ein Jahr unangetastet zu lassen, ist zwar ein hartes Stück, aber berechtigt es, das Teil wegzuwerfen?! Für mich ist das eher der Frühherbst der Schonfrist. Man denke an einen dicken Mantel. Wenn der Winter mild war, es nicht mal weiße Weihnachten gab, kann es schon mal sein, dass eine Jacke nicht benutzt wurde, obwohl man sie noch benötigen wird. Meine Variante: 24 Monate links liegen gelassen heißt, dass ihr keine Freunde mehr seid.

Sogar du wirst mir zustimmen, dass Dinge, die seit 730 Tagen beziehungsweise 17520 Stunden nicht mehr im Einsatz waren, entlassen werden sollten, oder? Abgesehen von deinem Familienfotoalbum kann so ziemlich alles, was seit zwei Jahren in einem Schrank schmort und keine rechtlichen Aufbewahrungsfristen hat, entfernt werden.

Wenn es dir als Ansporn oder zur Überwindung hilft: Es fällt zwar viel an, das du dadurch aussortierst, aber du schaffst ja eigentlich Platz für Neues. Wir verschweigen unserer Gier einfach mal, dass wir diesen Freiraum nicht füllen werden.

Ich verstehe, dass das Loslassen schwer fällt, aber Dinge zu behalten, die man weder benötigt noch benutzt ist schlicht verschwenderisch. Kein Minimalist braucht Dinge, nur weil sie noch was wert sind oder man sie möglicherweise irgendwann vielleicht unter gewissen Umständen nochmal brauchen könnte.

Wir wollen entrümpeln! Wir wollen Zeug vor die Tür setzen!

Während du überlegst und entscheidest und räumst und tust und machst, kannst du einen Zu-Verschenken-Karton auf den Gehweg stellen. Jeder freut sich, wenn er etwas auf der Straße findet – sogar deinen alten Kram. So tust du anderen einen Gefallen, und musst weniger wegwerfen.

MEGA-Geheimtipp fürs Entrümpeln: Wackelkandidaten auf dem Abstellgleis

Ich könnte jetzt schreiben, dass die Trennung von unnötigen Dingen kein Problem ist. Ich könnte dir sagen, dass du dich nicht so anstellen sollst. Aber die Wahrheit ist, von manchen Dingen, die weg sollten, kann man sich eben nicht einfach so lösen.

Entrümpeln war einer der Bereiche, bei dem ich mir besonders schwer tat. Sachen, die noch funktionieren wegwerfen? Unding! Frevel! Verschwendung! In den heiklen Fällen half mir eine Strategie, die zwar nicht effektiv war, aber mit etwas zeitlicher Verzögerung alle unnötigen Sachen des Hauses verwies.

Als erstes muss die Entscheidung getroffen werden, dass man etwas nicht mehr braucht. Dann fehlt jedoch noch die Überwindung. Bestimmt bleibt auch bei deiner Entrümpelungsaktion das ein oder andere Teil über, das du doch nicht entsorgen kannst. Falls es bei dem letzten Schritt der Entsorgung hapert, leistet das Abstellgleis die letzte Überzeugungsarbeit. Die Gier wird ausgetrickst, denn wir rücken die Sachen nur von A nach B. Das ist offensichtlich nicht das Ziel, aber es ist der Anfang der Lösung.

Das Abstellgleis funktioniert ganz einfach: Durch die vorangegangene Säuberungsaktion solltest du genügend ungenutzte Lagerflächen haben. Räume ein Möbelstück frei. Im Idealfall ein Regal an einem viel frequentierten Ort. Wenn du ein bisschen Tetris spielst, sollte es null Problem sein, deinen Wackelkandidaten einen eigenen Bereich zu widmen. Das wird dein Regal der Schande, durch das du regelmäßig mit den Dingen konfrontiert wirst, die du eigentlich gerne loswerden würdest. Deine Sammelstelle darfst du auf keinem Fall im Keller haben. Mach dir klar, dass man die meisten Sachen, die man im Keller lagern kann, direkt entsorgen sollte! Die werden dann echt nicht mehr gebraucht.

Zurück zum Abstellgleis: Alle Sachen, von denen du dich noch nicht trennen kannst, werden auf das Abstellgleisregal geräumt. Alle Wackelkandidaten, bei denen du noch überlegen musst, bei denen du die obligatorische Nacht drüber schlafen willst, gehören auf das Abstellgleis.

Dort darf das Zeug Staub fangen, verbleichen und dir auf die Nerven gehen, weil du es einfach nicht anrührst. Denn: Wenn du etwas tatsächlich noch benutzt, musst du es ja vom Abstellgleis nehmen.

Wie lange du deine Kandidaten auf die Folter spannen möchtest, bleibt dir überlassen. Aber mach dir bewusst, dass auch diese Dinge ihren wohlverdienten Tod sterben möchten. Ich bin mir sicher, in einer fernen Zukunft überkommt dich der Tatendrang. Und dann ist das Abstellgleis dran. Meine Glaskugel sagt: In einem starken Moment einige Wochen später wirfst du die ersten Dinge weg.

Bis du es blank geräumt hast, ist dein Regal ein Ausstellungsstück deines Überflusses. Dadurch wirst du daran erinnert, dass du es gar nicht nötig hast, neue Dinge zu kaufen. Solange das Abstellgleis viele Gäste hat, solltest du dir ein Kaufverbot auferlegen. Apropos Gäste!

Ein willkommener Anreiz ist ja immer, dass man für seine Sachen noch etwas bekommt. Und sei es nur ein Lächeln. In diesem Sinne kannst du deinem Besuch Sachen aus dem Regal als Abschiedsgeschenk anbieten. Dann weißt du auch, dass die lieben Kleinen in guten Händen sind.

Trennung ist käuflich: Verkaufen

Aber es geht auch profitorientierter. Ich habe alle meine Wackelkandidaten auf einigen der diversen Onlinemarktplätze angeboten. Durch das finanzielle Abschiedsgeschenk war der Abschiedsschmerz erträglich. Und nachdem man einen rechtlich-bindenden Vertrag eingegangen ist, steht man sowieso vor vollendeten Tatsachen. Man muss zwar Zeit investieren, aber wenn man nach und nach Sachen loswird, ist es das wert.

Reich wird man mit seinem alten Plunder wahrscheinlich nicht. Manchmal bekommt man nur wenige Euro Trennungsschmerzensgeld. Es geht ja auch weniger ums Finanzielle, sondern um die verpflichtende Veräußerung. Das muss man sportlich sehen. Da spielt es fast schon keine Rolle mehr, ob man einen Reibach oder Reinfall macht.

Es gibt im Internet genügend Adressen, um Dinge zu verkaufen. Bücher, Kleidung, Elektronik, Spielsachen, Geschirr: Durch ein wenig Recherche findest du für jede Produktgruppe eine passende Zielgruppe. Um keine Zeit zu verschwenden, solltest du dich auf wenige Marktplätze beschränken. Empfehlenswert sind natürlich die Plattformen, die im Moment angesagt sind. Man kennt es ja mit den Trends. Da kann sich ständig etwas ändern, daher nenne ich hier keine Namen. Und auch, weil ich nicht wegen irgendwas, irgendwas, Markenrecht verklagt werden möchte.

Da das Einstellen schneller geht, wenn man es direkt mit mehreren Dingen macht: Geh nochmal auf Beutezug. Ob Abstellgleis, Regal oder Schrank, du findest bestimmt etliche Weggefährten, die du für das passende Mitgift ziehen lassen würdest.

Ein Kniff, um den Aufwand beim Anbieten zu reduzieren, ist der gebündelte Verkauf. Sammlungen, Kleidungspakete, Kochsets oder Bücherreihen bringen dir durch den Mengenrabatt vielleicht weniger Geld, aber du sparst dir das einzelne Einstellen, Verpacken und Verschicken. Und damit Zeit.

Trotz unserer digitalisierten Welt muss natürlich nicht alles über einen Bildschirm laufen. Flohmärkte sind eine gute Idee, wenn man entweder Sachen hat, die für viele Menschen interessant sind oder einen passenden Themenmark findet. Das Reinholen der Kosten wie Sprit und Standgebühr sollte dein einziges Ziel sein. Ich würde mich an deiner Stelle lieber herunterhandeln lassen, als den Kram wieder nachhause zu tuckern. Dieses Wochenende findet bestimmt irgendwo ein netter Trödelmarkt statt. Das wäre doch ein schöner Ausflug für dich und deine Lieben!?!

Der letzte Schritt und der finale Ausweg beim Entrümpeln

Schlechte Laune kann wertvoll sein.

Im Laufe der Zeit sollte dein Abstellgleis immer leerer werden. Manche Dinge wird man aber einfach nicht los. Am Ende widmen wir uns noch der hartnäckigsten Form der Belagerer: Sachen, die man nicht mehr benutzt, die niemand kaufen will, die man aber trotz viel gutem Willen einfach nicht wegwerfen kann.

Ich habe in meiner Verzweiflung, einfach nichts wegwerfen zu können eine gute Entdeckung gemacht: Zerstörungswut! Ja, das ist genauso destruktiv, wie es klingt. Du musst die Sachen kaputt machen, wenn du dich dazu überwinden kannst.

Du hattest einen schlechten Tag? Hat dich jemand beschimpft? Bist du beleidigt, weil einfach nichts klappen will? Ist dir die passende Antwort zum dummen Spruch deiner Kollegin wie so oft erst auf dem Heimweg eingefallen? Warst du bis abends faul, obwohl du voller Pläne aufgewacht bist? Jetzt ist die Gelegenheit deine Aggressionen abzubauen.

Mach den Mist vom Abstellgleis kaputt!

Trampel drauf herum, steche es ab, zerreiße es, zerfetze es.

So ein bisschen Zerstörungswut tut gut.

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Dieser Beitrag ist ein Kapitel des Buches minimalistische Balance von Anders Benson. Mehr Informationen und viele Bezugsquellen findest du >>> hier (Übersichtsseite zu minimalistische Balance: Ausgeglichenheit und Zufriedenheit durch weniger Stress, weniger Dinge, mehr Geld, mehr Zeit)