Ratgeber: vernünftige Ausgaben und gute Kaufentscheidungen

Bei diesem Ratgeber-Beitrag geht es darum, Geld clever einzusetzen. Durch die richtigen Käufe schont man unterm Strich nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Nerven. Dieser Artikel ist ein Kapitel des Buches minimalistische Balance von Anders Benson. Mehr Informationen und viele Bezugsquellen findest du >>> hier (Übersichtsseite zu minimalistische Balance: Ausgeglichenheit und Zufriedenheit durch weniger Stress, weniger Dinge, mehr Geld, mehr Zeit)

Inhalt:

Geld clever ausgeben.

Geld mag schnell gespart sein, wenn man stur verzichtet und sich jegliche Extras verkneift. Wer es darauf anlegt, wird fast immer eine Möglichkeit finden, Nichts, Altes oder Minderwertiges zu wählen. Irgendwann sind allerdings die Grenzen des guten Geschmacks erreicht. Dann isst man nämlich kalten Eintopf aus modrigem Gemüse und Gammelfleischersatz, sitzt auf dem Boden und schläft auf schimmligen Paletten. Das ist nicht wirklich das Ziel, wenn man sich entscheidet, als Minimalist bewusster zu leben, oder?

Nur weil Geld da ist, muss es nicht ausgegeben werden. Geld muss allerdings auch nicht krampfhaft angehäuft werden, wenn man sein Leben durch Ausgaben lebenswerter machen kann. Geld ausgeben gehört dazu. Es ist weder schlimm noch verwerflich. Kluge Ausgaben bereichern das Leben, daher wollen wir uns nun eben jenen vernünftigen Kaufentscheidungen widmen. Man muss meistens nur zwischen Geld einsetzen und Geld verschwenden unterscheiden. Die folgenden Aspekte sollten dir dabei helfen, gute Kaufentscheidungen zu erkennen.

Geld ist Zeit.

Geld ausgeben ist immer ein Handelsgeschäft, bei dem man über ein paar Ecken seine Leistung gegen einen erhofften Nutzen tauscht. Man hat Arbeit geleistet, dafür Geld erhalten. Das Geld setzt man anschließend ein, weil man sich durch das erhaltene Produkt oder die erfahrene Dienstleistung einen Mehrwert verspricht.

Eine Ausgabe muss aus deiner individuellen Perspektive bewertet werden. Es ist erforderlich, dass du dem Geldwert deine persönliche Einschätzung gegenüberstellst: Lohnt es sich für mich? Ist der Kaufpreis für mich angemessen? Mache ich ein gutes Geschäft?

Wer Geld ausgibt, trifft eine Entscheidung. Um gute Entscheidungen treffen, also vernünftige Ausgaben, tätigen zu können, ist die Arbeit-Zeit-Rechnung ein guter Richtwert.

Wie lange musst du für den Kaufpreis arbeiten?

Du arbeitest X Stunden, um den Betrag Y in der Tasche zu haben. Wenn du dann ohne Not am Mann und Panik an der Frau den Betrag Y für Nichtigkeiten ausgibst, hast du ein Minusgeschäft gemacht. Eine gute Ausgabe wäre stattdessen beispielsweise ein Gegenstand, den du für eine Arbeitsstunde kaufen kannst, der dir aber über Jahre Freude bereitet.

Wenn du Geld ausgibst, musst du die Lebenszeit und Lebensenergie, die du fürs Erwirtschaften aufbringen musstest, ins Verhältnis setzen.

Deine Arbeit ist oft anstrengend und nervig, deshalb sollte das Positive der Anschaffung das Negative der Erwirtschaftung überdecken. Ansonsten könntest du dich auch einfach arbeitslos melden und im Bett liegen bleiben, weil du weder durch den Kauf und schon gar nicht durch die Erwirtschaftung des Kaufpreises einen Mehrwert für dein Leben geschaffen hast.

Geld ist ein begrenztes Gut. Leute, die ständig schlechte Geschäfte machen, können nicht mit Geld umgehen. Sie machen sich das Leben schwer, weil das Geld dann möglicherweise an der richtigen Ecke fehlt. Es entsteht ein Ungleichgewicht, das unzufrieden macht, wenn man beispielsweise 10 Stunden hart arbeitet, nur um kurz nach Feierabend seinen gesamten Verdienst binnen 10 Minuten verwettet zu haben. Der Nervenkitzel ist zwar auch etwas wert, aber wahrscheinlich nicht einen derart hohen Einsatz, wenn man aufgrund schlechter Ausgaben in zu vielen anderen Lebensbereichen zurückstecken muss.

Der Wert sollte sich zu deinen Gunsten ändern. Du solltest durch die Ausgabe einen Gewinn in Sachen Zeit oder Lebensfreude gegenüber dem Erarbeiten machen. Dein Geld kommt durch harte Arbeit rein, daher sollte es nicht leichtfertig ausgegeben werden.

Nebenkosten.

Mittlerweile versuchen die Geschäftemacher langfristig an dir zu verdienen. Es fallen oft Nebenkosten, Zusatzkosten und laufende Kosten an, die sich selbst beim besten Willen nicht vermeiden lassen. Eine Ausgabe muss deshalb in ihrer Gesamtheit betrachtet werden.

Fangen wir leicht und offensichtlich an. So kostet ein neues Handy nicht etwa 1 Euro, es ist lediglich Teil eines Kombiangebotes aus Smartphone + Vertrag. Die Leistung von Mobilfunkvertrag + neues Handy kostet dich die Summe der monatlichen Gebühren über die gesamte Vertragslaufzeit. Vorausgesetzt, dass du die rechtzeitige Kündigung nicht vertrödelst. Dieses Spiel haben die meisten mittlerweile durchschaut, eine ähnliche Partie mit anderen Regeln erwartet dich bei vielen anderen Geschäften.

Vor einer Ausgabe muss beachtet werden, welche Kosten ein Gerät nebenher verursacht. Die billigste Gefriertruhe hat möglicherweise den höchsten Stromverbrauch, der günstige Drucker soll dich von teuren Druckerpatronen abhängig machen.

Bei Anschaffungen fallen teilweise horrende laufende Kosten an. Um eine gute Ausgabe tätigen zu können, müssen die Nebenkosten über die gesamte Nutzungsdauer betrachtet werden. Auch ein gutes Angebot kann sich im Laufe der Zeit in einen schlechten Deal verwandeln. Eine Ausgabe darf kritisch beäugt werden, wenn unvermeidliche Folgekosten anfallen. Es muss verglichen werden, ob eine Alternative unterm Strich nicht attraktiver ist.

Was kostet beispielsweise der Unterhalt von dem Kaffeeautomaten, der gerade im Angebot ist? Was frisst der Schwarzgoldschürfer an Strom? Wie Teuer sind Bohnen/Kapseln/Pads?

Wir leben in einer komplizierten Welt. Leider ist der Kaufpreis nicht das Ende der Fahnenstange. Auch wenn Rechnen müßig ist, sollte man die Kosten, die während der Laufzeit anfallen werden, zumindest überschlagen. Das beste Gesamtangebot ist dann eine gute Kaufentscheidung.

Dein persönlicher Wert.

Werbung und Mitmenschen beeinflussen quasi den ganzen Tag, ob man es bemerkt oder nicht. Da Menschen unterschiedlich sind, haben sie verschiedene Ansprüche und Vorlieben. Es passiert aber immer wieder, dass man die Wünsche und Vorstellungen der anderen auf sich überträgt.

Man muss sich bewusst machen, dass es für jedes Verlangen verschiedene Varianten eines guten Geschäfts gibt.

Manchen Menschen geht das Herz auf, wenn sie das allerneuste Smartphone als Allererster kaufen können. Für andere ist ein Handy ein Klotz in der Hosentasche, der nur für Notfälle eingepackt wird.

Bei jedem Produkt gibt es Preisstufen, die dafür sorgen, ob du ein gutes Geschäft machst oder auf dem Holzweg bist. Dein individueller Gewinn steigt nicht automatisch mit dem Produktpreis. Für Dinge, die dich kalt lassen, solltest du nicht mehr bezahlen als das Minimum.

Vor jeder Ausgabe sollte man daher in sich gehen und herausfinden, ob es wirklich ein eigener Wunsch ist oder das Verlangen auf Beeinflussung basiert. Danach gilt es zu entscheiden, welche Preisstufe notwendig ist, um das Bedürfnis ausreichend zu befriedigen.

Nur weil du etwas brauchst oder möchtest, musst du nicht verschwenderisch werden. Wenn du vergleichsweise viel Geld für Dinge ausgibst, die dir nicht wichtig sind, zahlst du zu viel und machst keine gute Anschaffung. Wahrscheinlich musst du dann bei einem anderen Kauf, der dir eigentlich wichtiger ist, unnötige Kompromisse eingehen. Es gilt in der Summe das meiste Lebensglück für den geringsten Preis zu bekommen.

Wenn man Geld ausgibt, darf hinterfragt werden, was der persönliche Gewinnanstieg von günstig zu teuer ist. Von allem lässt sich das Beste kaufen. Bei Nebensächlichkeiten wie Kleberollen, Geschenkpapier oder Millionen anderer Artikel kann das Produkt so billig wie möglich sein, um für sich den maximalen Nutzen zu bekommen.

Nehmen wir zum Beispiel Salz. Salz ist ein wichtiges Mineral, das ich so gut wie jeden Tag einsetze. Große Anforderungen an das Produkt habe ich jedoch nicht. Salz ist bei mir nie der Hauptdarsteller eines Gerichts, es geht zwischen den anderen Zutaten unter. Sondereditionen, spezielle Varianten oder Markenversprechen müssen daher an mir abperlen, um ein gutes Geschäft zu machen. Für mich soll Salz einfach salzig sein. Mein Salz muss weder aus dem Meer noch aus dem Himalayagebirge stammen, da ich den Unterschied minimal finde, falls ich ihn überhaupt bemerke. Wieso sollte ich das X-fache bezahlen, wenn der gewonnene Nutzen maximal minimal höher ist als bei der Billigvariante?! Insofern man nicht gerade Feinschmecker beziehungsweise Gourmetkoch ist, gilt nicht nur für mich, sondern für die meisten Menschen: Salz ist Salz ist Salz ist Salz.

Wenn dir etwas Teures keinen nennenswerten Mehrwert bringt, kann es auch das Billigste vom Billigen sein. Jede Ausgabe (egal, wie hoch oder niedrig die Beträge sind) muss für sich Sinn machen. Je mehr du von einer Anschaffung hast, desto höher darf die Preisklasse sein. Wenn dir ein teures Produkt nicht das x-fache an Nutzen bringt, ist es besser zum Billigheimer zu greifen.

Wann sollte gekauft werden?

Da Preisschwankungen bei vielen Produkten dazu gehören, ist auch der richtige Zeitpunkt eine gute Möglichkeit, um aus einer normalen Anschaffung einen guten Kauf zu machen.

Ein Naturgesetz unserer Gesellschaft besagt: Es wird immer eingekauft. Die Leute gehen arbeiten, also wollen sie dafür früher oder später auch etwas zurückbekommen. An der Gesamtmenge tut sich kaum was, die Verteilung von dem, was derzeit mehr oder weniger gekauft wird, ändert sich jedoch drastisch. Das ist einerseits ärgerlich, weil die Unternehmen während der Drangphasen die Preise erhöhen. Glücklicherweise sind die Preisanstiege und die darauffolgenden Preissenkungen ziemlich vorhersehbar. Dies eröffnet auch für Visionäre mit Sehschwäche viele Sparmöglichkeiten.

Besonders durch die Jahreszeiten, Temperaturen und den weiteren Widrigkeiten des Wetters ändern sich Kaufstimmungen. Jede Zeit hat ihre Verkaufsschlager. Vor dem Ansturm auf die jeweiligen Produkte kauft es sich günstig. Ebenso gilt: Wer die Ladenhüter der diesjährigen Saison als Vorrat für die nächste Saison kauft, kann viel sparen. Wenn keiner mehr Schwimmflossen braucht, weil alle schon im Urlaub waren, gibt es ein großes Angebot an Händlern, die sich gegenseitig unterbieten müssen, um nicht auf der Ware sitzen zu bleiben und die Lagerkosten bis zur kommenden Saison schlucken zu müssen. Es ist die einfache Regel von Angebot und Nachfrage.

Gekauft werden sollte zu dem Zeitpunkt, an dem die Nachfrage am niedrigsten ist. Wer antizyklisch kaufen möchte, muss einfach nur ein bisschen vorausschauen.

Der Klassiker dürfte das Beispiel der Winterstiefel im Hochsommer sein. Solltest du ein neues Paar brauchen, macht es Sinn vor dem ersten Frost zuzuschlagen. Die meisten anderen Käufer kaufen, ohne groß nachzudenken. Sie sind Mitbewerber, die Preise in die Höhe treiben.

Sie denken: Mir ist kalt, ich kaufe jetzt Winterschuhe.

Du denkst: Es ist zwar Hochsommer, aber da der Winter kommen wird, kaufe ich jetzt Winterschuhe, weil die Preise sehr niedrig und meine anderen Modelle durchgelaufen sind.

Wenn eine Anschaffung nicht jetztgleichsofort geschehen muss, sollte man den richtigen Zeitpunkt abwarten. Viele Käufe – beispielsweise bei Kleidung – sind nur regelmäßige Erneuerungen. Wenn du planst, kannst du niedrige Preise nutzen und dennoch das Bedürfnis, das kommen wird, stillen. Auf Vorrat kaufen lohnt sich, wenn man weiß, dass die Sachen gebraucht werden. Man zieht die Ausgabe nur vor. Man bekommt das, was man später brauchen wird, für weniger Geld.

Ein Lebensgefühl ist unbezahlbar, aber käuflich.

Eine gute Anschaffung erfordert auch, dass man sich mal was leistet. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn man die Lebensqualität erhöht, obwohl die Anschaffung nicht zwingend notwendig ist.

Gutgemeinter Geiz steht manchmal für schlechte Sparsamkeit. Wer Geld erwirtschaftet hat, es aber auf der hohen Kante schmoren lässt und lieber leidet, kann sich den Aufwand der Arbeit auch gleich sparen. Bei aller Genügsamkeit muss man sich auch mal was gönnen.

Wenn man gut sparen kann, ist es verlockend gar nichts mehr zu verprassen. Bei manchen Ausgaben ist der Nutzen nämlich schwer greifbar. Es geht dann um die Befriedigung der Seele. Manche Sachen können gute Laune bringen, obwohl man sie weder braucht noch wirklich rechtfertigen kann. Einem Glücksgefühl kann man keinen monetären Wert zuordnen, es kann aber eine Ausgabe rechtfertigen. Manche Bedürfnisse können rational nicht erklärt, dadurch nicht gerechtfertigt werden. Sie dürfen aber befriedigt werden, wenn sie das Geld wert sind.

Ein neues Kleid mag nicht nötig sein, weil du bereits 8 andere im Schrank hast. Wenn du dein Spiegelbild darin aber endlich mal wieder abknutschen könntest, ist Zugreifen eine gute Entscheidung. Wenn du mit deiner Bäckereifachverkäuferin die besten Gespräche führst, sie dich immer zum Lachen bringt, solltest du dir nicht an den steinharten Mehlklumpen vom Vortag die Zähne ausbeißen, weil du durch den Kauf beim Discounter ein paar Euro sparst. Billig und effizient ist nicht immer das Nonplusultra, deine Lebensqualität hat auch einen Wert. In diesem Fall erfordern gute Anschaffungen, dass man sich überwindet, die Ausgabe zu tätigen.

Falschverstandende Sparsamkeit kann man sich auch auferlegen, indem man sich das Leben schwerer macht, als es sein muss. Dinge, die genutzt werden, dürfen etwas kosten.

Wenn du jeden Tag dreimal Staub saugst, weil du einen Putzfimmel hast oder deine Katze haart, darf es ruhig ein extravagantes Staubsaugermodell sein. Du sparst durch die höhere Ausgabe vielleicht nicht mal Zeit, aber wenn das Putzen dadurch mehr Spaß macht, machst du unterm Strich einen Gewinn.

Auch bei größeren Ausgaben, die mit strengem Blick nur Jux und Tollerei sind, kann es das Geld wert sein. Nehmen wir den Freizeitpark, der nüchtern betrachtet sehr teuer ist. Du gibst ein halbes Vermögen aus, weil deine Familie mal die Alltagssorgen vergessen soll. Am Ende des Tages wurde übermäßig viel Geld verbraten. Nach vielen Gesichtspunkten ist es eine schlechte Ausgabe, weil du nichts dafür vorzuweisen hast.

Doch du erinnerst dich an den folgenden Werktagen mit einem Lächeln auf den Lippen an den Besuch. Deine Kinder haben ein Erlebnis, das sie womöglich bis ins Greisenalter begleiten wird.

Manche Ausgaben sind mit einem Risiko verbunden, schwer zu rechtfertigen und dennoch richtig. Du verschwendest Geld nicht, wenn du es sinnvoll einsetzt, um dein Leben lebenswerter zu machen.